29.1.2005
Telegramm Miyajima: Um 8 Uhr holt uns der freundliche Professor I. im Hotel ab, wir fahren mit dem Auto in der Sonne nach Nagasaki. Besichtigen das chinesische Viertel (überall wird geputzt und geschmückt für das chinesische Neujahrsfest am 9.2.) und der ehemals holländischen Handelsenklave Dejima. Danach mit dem Zug nach Fukuoka (Hanaka), dort umsteigen in Shinkansen nach Hiroshima. So schnell bin ich im Leben noch nie Zug gefahren. Durch die Tunnel donnert der Zug und mir fällt der Kopf ab. Nach Niigata fuhren wir viel langsamer. Der Professor meint, wegen des letzten Erdbebens im Oktober 2004. Da war einer der Tunnel eingestürzt. Und die Strecke wochenlang unterbrochen. Ich glaube das nicht und befinde mich flugs zum ersten Mal in meinem Leben auf dem innerjapanischen Meer. Auf der Fähre von Miyajima-guchi (21 Expresszugminuten südwestlich von Hiroshima) auf die Insel Miyajima. Weil mein Tourismusexperte unbedingt Frau Dr. Funck treffen will, die eigentlich in Hiroshima lehrt, aber gerade einen Wochenendkurs auf dieser Insel abhält. Rezeption von japanischen Sehenswürdigkeiten durch Ausländer. Die Beschallungen der letzten Tage haben mich dubbelisinnig gemacht. Überall Stimmen. Im Zug wird andauernd irgendetwas durch die Lautsprecher verkündet. Immer von Frauen. Das bordeigene Navigationssystem im Auto des freundlichen Almwirtschaftsexperten lotste mit einer unterwürfigen Frauenstimme durch das Gewirr der Ein- und Ausfallstrassen von Nagasaki City.
Ich bin krank. Sehenswürdigkeiten. Frauenstimmen. Barockmusik. Kunstvogelgezwitscher. Ich will von diesem Land nichts mehr wissen.