Japan2005
Donnerstag, Januar 20, 2005
  Snowscape .

Telegramm Toyama, Ana Hotel, Zimmer 1320: Niigata ab 7.54 Uhr. Mit Zug nach Toyama. Tsuji-san verabschiedet uns am Bahnhof, erinnert nochmals daran, dass Japan ein kleines Land mit großen Unterschieden sei. Wir fahren nach einem kurzen Schlenker durch das verschneite Hinterland die Küste entlang nach Süden. Das Japanische Meer ist erbost. Wirft wilde Wellen. Frühstück im Zug. Kalter Reis. Heißer Grüntee. Heißer Schwarzer Kaffee. Zwei Lektionen Katakana. The Japan Times (u.a. Bericht über Mr Weldon’s safely comeback from Pyongyang – den Mann hatten wir doch selbst vor zwei Tagen in Tokyo live erlebt. Die Medien arbeiten langsam in diesem Land). Regen und Schnee unterwegs. Ankunft Toyama 10.50 Uhr. Aoki-san erleichtert am Bahnhof, er hat uns wieder eingeholt. 2 Herren der Präfekturverwaltung erwarten uns, mit Fahrer und Auto. Als erstes Spaziergang im Regen im Canalpark, der auf dem zugeschütteten alten Flussbett des Jinsu-Flusses im Entstehen begriffen ist. Japanisches Mittagessen (Schuhe aus, Bodenheizung an, Hände und Füße trocken) im 14. Stock des Urban-Center. Dr. Hanyu, Shintopriester in der 23. Generation, Erfinder von Snowscape (Pendant zu Landscape), Doktor der Tokyo-Universität, Vizegeneraldirektor von Public Works Toyama-Präfektur erklärt uns den Unterschied von aktiver und passiver Nutzung des Schnees. Zeigt uns Fotos von seinem Schneegarten. Unterscheidet Schneekunst- von Schneehandwerk. Auch davon haben die Schweizer noch nie etwas gehört. Anschließend Rundfahrt durch die Häfen der Stadt (Shinminato, Toyama und Fushiki). Berge von Holzschnitzeln, angeblich ganze in Chile abgeholzte Wälder. Riesige Autoverladelager. Alle ausrangierten weißen Pkws der Japaner landen in Toyama, wo die Russen sie begaffen, aufkaufen, auf ihre Kähne verladen und abtransportieren. Was die Russen nicht mitnehmen, wird verschrottet und nach Korea exportiert. So bleibt das Land sauber. Die Autos neu. Und die Straßen voll. 15 Uhr Gespräch mit Tourismusverwaltung. Ein Großraumbüro der kleineren Art. Übersetzer Adam aus Amerika (mit norwegischen und deutschen Vorfahren). Video vom Tateyama (3000 m, so hoch wie der Titlis) und Tateyama Kurobe, mit dem höchsten Gipfel Onanjii (3014 m). Uns wird sauberes Bergwandern vorgeführt. Der Bau von hochalpinen Toiletten. Und der Weg der Wiederaufbereitung des Spülwassers. Angeblich sind an der Küste im Frühjahr Fatamorganas zu sichten wie sonst nur in der Sahara. Ein heiliges Land, das noch niemand entdeckt hat.

Abendessen im Restaurant „Fünfzigtausend Steine“ mit dem sanften Shintopriester, dessen Tochter mit einem Tessiner verheiratet ist. Danach will er uns die Schneekunstwerke im Park vor der Präfekturverwaltung zeigen, bedauert während 18 erlesenen Delikatessen, dass kein Schnee da ist. Ohne Schnee kein Werk. Wir löffeln die letzte Suppe aus und warten auf den Nachtisch. Ein Blitz durchschlägt die Nacht, der Donner folgt sogleich. Und schwerer Schnee fällt vom Himmel über der Stadt, die am Meer liegt und in den Japanischen Alpen. Hier ist alles anders. Der Schnee in Toyama, erklärt Dr. H’s Mitarbeiter, ist nass. Auf Hokkaido staubig. Wir waten durch tiefes Weiß in den Park. Mitten in der Nacht. Weichen den Straßenduschen aus. Die Straßen werden bei Schneefall automatisch von heißen unterirdischen Quellen entschneit. Bei Kälteeinbruch enteist. Es dampft und plätschert rundherum. Schneebäume. Schneespuren. Schneemenschen. Aoki-san blitzt den Boden ab. Unsere Schuhabdrücke. Wir erreichen schließlich mit nassen Füßen unseren 13. Stock. Vor dem Fenster dicke Schneeflocken. Winter in Toyama. Endlich. Snowscape.


 
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Judith Arlt in Japan. -- Es hat mich in ein Land verschlagen, das sauberer ist als die Schweiz. -- Zu einer Jahreszeit, die ich lieber bei den wildlebenden Kaiserpinguinen auf dem Meereis in der Weddel See verbringen würde. -- Als begleitendes Familienmitglied eines Research Fellows der Japan Society for the Promotion of Science. -- Judith Arlt in Tsukuba Science City, Präfektur Ibaraki.

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