32 A
.
Ich habe in die Zeit zurückgefunden. Zum ersten Mal Stadtschuhe getragen. In Shinjuku mit Mario eine Batterie für meine Uhr gekauft. Allein nach Tsukuba zurückgefahren. Kurz vor Mitternacht durch die leere Stadt nach Hause gelaufen. Es muss geregnet haben. Auch hier. Das Angenehme in diesem Land ist, dass ich weder nachts noch irgendwann tagsüber belästigt werde.
Der Professor hat die Zeit verlassen. Auf Sitz 32 A. Ist ihm eine Stunde abhanden gekommen. Nachdem wir uns die „Highlights of Japanese Art“ im Tokyo Nationalmuseum zu Gemüte geführt hatten und in der Sonderausstellung die Nationalschätze des Toshodaiji Tempels von Nara betrachtet. Die älteste japanische Porträt-Holzskulptur Ganinwajo und den riesigen Vairocana Buddha. Zum ersten Mal düstere Räume voller Japaner erlebt. Wir wurden im Museum per Megaphon aufgefordert, weiterzugehen. Unser Staunen abzukürzen. Vor dem Museum wurden die Menschenmassen per Megaphon aufgefordert, die Strasse bei grün bzw. wie die Japaner es nennen, bei blau zu überqueren. Der Professor, auch sonntags die Ruhe selbst, erklärte mitten im Gewühl, dass dies nicht auf Farbenblindheit zurückzuführen sei, sondern auf einer Verwechslung der chinesischen Schriftzeichen vor Jahrhunderten beruhe. Aus demselben Grund hätte das Rindfleisch (das entsprechende Kanji) auf Speisekarten Gräten und die Fische Knochen.
Bin müde und gehe schlafen. Das Traurige an der momentanen Lage ist, dass mir niemand mein Bett anwärmt. Mario redete mir allerdings gut zu, nicht mit dem Kopfkissen über dem Kopf unter dem Tisch zu schlafen, sondern den Tisch über das Bett zu stellen. Das ändert nichts an den klammen Leintüchern. Ich werde es trotzdem ausprobieren.