Das zweite Erdbeben
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Um 04:46 Uhr saßen wir kerzengerade in unseren Betten. Das ganze Haus wackelte und schwankte, als ob es über das Wiener Straßenpflaster gezogen würde. Wir warteten gedankenleer, bis sich das Haus wieder beruhigte. Lagen uns in den Armen. Starrten an die Decke. Ob sie herunterkommt. Oder oben bleibt.
Statt – wie man uns bereits vor einem halben Jahr nach Berlin meldete - bei Erdbeben unter den Schreibtisch zu kriechen oder den Nachbarn zu helfen. Zu hören war nichts. Absolut nichts. Das Haus ist erstaunlich elastisch und nachgiebig. Der Schreck wachte erst Stunden später mit uns zusammen auf. Die Küchenschränke ließen sich nicht öffnen. Erdbebensicherung. Die provisorische Blumenvase ist stehen geblieben. Statik. Der Aufzug ist wegen Erdbebenschaden nicht in Betrieb. Es regnet. Es ist grau. Ich rufe Mario an. Wir fahren heute nicht nach Tokyo.