Zu Hause 2
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Tsukuba. 6 Stunden früher als geplant. Und mit sechzig Minuten Verspätung. Die letzten zwei Tage kein Internetzugang. Nara. Übernachtung in einem hundertjährigen Holzhaus. Eissturm. Zum Bad auf bloßen Füßen durch den Garten (wunderschön japanisch lobt der Reiseführer). Im Zimmer ist es ungefähr so kalt wie draußen. Die Wände bestehen tatsächlich aus Papier. Do not touch. Ich will seit Tagen nichts mehr wissen von diesem Land. Was den Professor nicht davon abhält, mir den abhanden gekommenen Kopf mit seinen Belehrungen vollzuschwatzen. Kyoto (sechs weitere Stunden durch kalte Tempel und seelenlose Straßen im Schneesturm) erließ er mir gnädigerweise. Weil er die Sehenswürdigkeiten bereits gesehen hat. Vor 25 Jahren. Und ich sterben kann, ohne sie gesehen haben zu müssen. In der Zwischenzeit ist höchstens die Geschichte zurückgebaut worden. Für die kommenden Generationen. Der Shinkansen nach Tokyo bleibt unter dem Ibuki-san im Schnee stecken. Auf der Pazifikseite scheint endlich wieder die Sonne.
„Du bist undankbar“, sagt der Professor.
Und ich versinke im Schweigen wie der Shinkansen im Schnee.